Der Haal...

Wie alt ist der Brauch des Haal? Was bedeutet er? - Auch die Alten können nichts genaues darüber sagen. Die einen sagen: Es war - ausser in den Jahren des letzten Krieges schon immer so; gelegentlich sei der Haal auf dem "Haarestock" ("Heidenstock") entzündet worden. Andere mutmaßen - wohl zu Unrecht - den Brauch habe ein Lehrer aus der Fuldaer Gegend erst um die Jahrhundertwende eingeführt.

Feuer auf den Bergen zur Fastnacht könnte zudem hinweisen auf das - besonders im Alemanischen verbreitete Fastnachtsbrauchtum, nämlich zu dieser Zeit durch vielfältige (Zauber-) Riten den Winter und die Dunkelheit auszutreiben, (Was dem ganzen wohl am nächsten käme...)

Fakt ist, dass sich im November die Jungen Männer (eigentlich die ledigen - doch mittlerweile hat sich auch der ein oder andere erledigte dazu gefunden:-) ) Espenschieds zusammentun, um aus dem Wald allerlei Reisig, und Holz für den Haal zu sammeln. Nach dem erstellen eines ordentlichen Grundgerüstes wird der riesige Holz- und Reisigstoß aufgerichtet. Über viele Samstag Mittage - hin bis zum Fastnachtssamstag vertreiben sich so die "Haalbuben" Ihre Freizeit.

Am Rosenmontag in den frühen Morgenstunden trifft man sich dann, um erst einmal ordentlich zu frühstücken, und um eine gute Unterlage zu schaffen, für das was dann folgt...

Die Haalbuben ziehen von Haus zu Haus und singen dabei ein wohl altes Heische- Lied:

Heut Ihr Leut tut Achtung geben, Achtung geben,

was wir sing´n und sagen tun

Drum, Ihr Leut, uns geben werdet, geben werdet

Bratwurst oder ein altes Huhn

Aber nur kein Hähnelein, Hähnelein,

weil es legt kein´Eierlein

Lieber ein Stück dürren Schinken, dürren Schinken,

daß wir können tapfer trinken.

Alter Brauch, der bringt es mit,

daß man so herum muß geh´n

Drum, Ihr Leut´, erschrecket nicht, erschrecket nicht,

denn wir wollen nicht alles haben,

weil´s Gebrüder sind´s gar viele, sind´s gar viele

und ein jeder was haben will.

Darauf hin bekommen sie von den Hausbewohnern eine kleine "Erfrischung" meistens in Form von Hochprozentigem - nicht unter 40% serviert, damit die Stimme auch noch für die vielen anderen Häuser hält...

Flugs wird noch eingesammelt, was die Eingeweihten schon bereitgestellt haben. Meist Wein, Hausgeschlachtetes oder vom Metzger Gekauftes füllt nach und nach den mtgebrachten Korb.

Aber auch das besonders von den mehr oder minder überraschten "Fremden" gespendete Geld wird gerne angenommen, und in das umgesetzt, was zum feiern beim Feuer taugt...

Im Anschluß daran folgt ein Danklied:

Wir danken für die Gaben,

die wir empfangen haben.

Über´s Jahr kommebn wir wieder,

mit allen unseren Brüdern,

Gott soll es euch belohnen,

was ihr uns habt getan, was ihr uns habt getan

Am Abend des Fastnachts-Dienstags ist es dann soweit...

Ganz Espenschied, und viele Menschen aus den benachbarten Gemeinden bis hin nach Lorch pilgern zum "Küppel" - jenem Ort, an dem seit November der Haal so kunstvoll aufgerichtet wurde. Mit viel Hingabe haben die Haalbuben - vor Jahren schon - eine Hütte gebaut, aus der allerlei Leckereien wie Steaks, Bratwürste, Glühwein, Bier, Cola, Limo, Wasser... verkauft werden.

Wenn es dann richtig dunkel ist, wird der Haal angezündet. Binnen kürzester Zeit entfacht aus einem kleinen "Fackelfeuer" eine wahrhaft riesige Feuersbrunst. Das mit dem Winter austreiben scheint zu funktionieren...

Nachdem der Haal abgebrannt ist, versammelt sich der harte Kern bei Helga in der Linde und verbringt dort die nächsten Stunden bis in den frühen Morgen mit fröhlichem Singen nd heiterem trinken...

Und alle freuen sich wieder auf das nächste Jahr...

(Textauszüge aus dem Beitrag von Helmut Korn im Rheingauer Gemeindebrief 1981)

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1975 - Aufbauarbeiten mit dem Frontlader
Der Haal 2003 beginnt zu brennen...
... Man beachte die professionelle Konstruktion!!!
...fast schon fertig
Jörg Kraus und Engelbert Befard auf dem Haal

kurz bevor er angezündet wird

Hier neigt er sich schon etwas...
Die Futterkrippe...
Wieder etwas später - kurz vor dem einbrechen